SAFESTREAM-Projekt zur Beschleunigung des autonomen Fahrens auf SAE Level 4 im öffentlichen Verkehr in Deutschland gestartet
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat einem Konsortium von deutschen Experten im Bereich des autonomen Fahrens 8,9 Millionen Euro für das Projekt SAFESTREAM zugesprochen. Zusätzlich investieren die Konsortialpartner 6,9 Millionen Euro ins Projekt. Ziel ist es, den Betrieb fahrerloser öffentlicher Verkehrsmittel auf SAE Level 4 (d. h. ohne menschliche Aufsichtsperson an Bord) voranzutreiben.
Beteiligt sind der autonome Shuttle-Anbieter EasyMile als Konsortialführer und die Partner T-Systems für die Deutsche Telekom, TÜV Rheinland, P3, die Technische Universität München (TUM) sowie die Landkreis Kelheim und Bahnen der Stadt Monheim.
Das Projekt baut auf dem bereits heute hochautomatisierten Betrieb der Shuttlebusse im öffentlichen Nahverkehr von Kelheim und Monheim am Rhein auf. Es ist ein entscheidender Schritt, um den Erfolg des Level-4-Betriebs des öffentlichen Verkehrs in Deutschland unter Beweis zu stellen, denn der Zuspruch und die Nutzung von autonomen öffentlichen Verkehrsmitteln gewinnen in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Deutschland hat Anfang des Jahres seinen Rechtsrahmen für autonomes Fahren fertiggestellt und SAFESTREAM wird sich auf diese neue Gesetzgebung stützen.
Das Ziel des Projektes ist es, den derzeit erforderlichen Sicherheitsbegleiter in den Fahrzeugen in Kelheim und Monheim am Rhein rechtskonform durch eine physisch nicht im Fahrzeug anwesende Technische Aufsicht abzulösen. Dies gilt es im Betrieb des Shuttle-Services zu demonstrieren.
Der Verzicht auf einen Sicherheitsbegleiter im autonomen Personenfahrzeug setzt dabei die Aufrechterhaltung des gleichen Sicherheitsniveaus für andere Fahrzeuge und Verkehrsteilnehmer voraus. So ergeben sich durch den autonomen Betrieb Vorteile wie beispielsweise eine höhere Flexibilität, Wirtschaftlichkeit und Skalierbarkeit des Services.
Um die Projektziele zu erreichen, wird die Rolle einer Technischen Aufsicht im Einklang mit den Anforderungen der AFGBV (Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung) definiert und implementiert. Die Ergebnisse und Herausforderungen werden in einem Leitfaden zusammengefasst, der weiteren Städten und Gemeinden in Deutschland helfen soll, die kosteneffiziente Einführung von autonomen Mobilitätslösungen im öffentlichen Raum zu beschleunigen.
Das SAFESTREAM-Konsortium hat bereits im August letzten Jahres mit der Zusammenarbeit begonnen. Für 2024 sind erste Tests auf den öffentlichen Straßen in Kelheim und Monheim am Rhein geplant. Bis dahin werden die erforderlichen Systeme und Software-Lösungen entwickelt, evaluiert und geprüft. Dies soll die Inbetriebnahme eines für den Straßenverkehr und alle Verkehrsteilnehmer sicheren Gesamtsystems auf Basis der AFGBV gewährleisten.
Dadurch wird bis 2025 eine Grundlage für skalierbare Flottenlösungen geschaffen, die zu einer substanziellen Verbesserung des ÖPNV durch deutlich attraktivere, besser zugängliche und verkehrstechnisch effizienter steuerbare Mobilitätsangebote führen. Diese umfasst sowohl technische und organisatorische Konzepte (Fahrzeug, Software, Technische Aufsicht), ökonomische Bewertungen (verändertes Mobilitätsprofil, verbesserte Flächennutzung in Städten, Vermeidung von überdimensionierten Verkehrslösungen) als auch wissenschaftliche Erkenntnisse (Mobilitätsverhalten, Sicherheit autonomer Systeme im Straßenverkehr, verbesserte Fahrzeugkonzepte).
TUM:
„Die Technische Aufsicht wird die Aufgaben des Sicherheitsbegleiters aus der Ferne übernehmen und das Fahrzeug bei Herausforderungen von einem Remote-Arbeitsplatz aus unterstützen. Dabei lässt der Lehrstuhl in SAFESTREAM seine Erfahrungen aus bisherigen Projekten und der Forschung im Bereich der Teleoperation einfließen und konzipiert den Einsatz der Technischen Aufsicht mit intelligenten Algorithmen und Methoden.“, sagt Frank Diermeyer, akademischer Oberrat des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik (FTM) und Leiter der Forschungsgruppe für Teleoperation der TUM.
TÜV Rheinland:
„Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von innovativen Mobilitätslösungen ist die Gewährleistung der Sicherheit aller Beteiligten. TÜV Rheinland wird daher innerhalb von SAFESTREAM ein Bewertungskonzept entwickeln, das das Gesamtsystem wie auch die einzelnen Teilsysteme des autonomen Fahrzeuges und die neue, im StVG definierte Rolle der technischen Aufsicht berücksichtigt und damit die möglichen Voraussetzungen für die Zulassung der zu entwickelnden Lösung für den Betrieb auf öffentlichen Straßen schafft.“, sagt Rico Barth, verantwortlich für Vernetztes und Automatisiertes Fahren bei TÜV Rheinland.
P3 automotive GmbH:
„Wir freuen uns im Projektvorhaben SAFESTREAM eine bedeutende Rolle innerhalb des Konsortiums einzunehmen und übernehmen dabei vorrangig die Gesamtprojektkoordination sowie die Steigerung der Skalierungsfähigkeit und Effizienz autonomer Mobilität anhand eines wirtschaftlichen Verwertungskonzepts. P3 sieht sich zudem als Katalysator für eine große Verbreitung des SAFESTREAM Konzepts in Deutschland und Europa und blickt motiviert in Richtung Zukunft.“, sagt Marco Dargel, Partner für den Bereich Autonomes Fahren bei P3.
EasyMile:
„Der Verzicht auf einen Sicherheitsbegleiter unter Achtung höchster Sicherheitsstandards stellt einen der wesentlichen Entwicklungsschritte des autonomen Fahrens dar. Durch einen systematischen Ansatz verspricht SAFESTREAM zukünftig wirtschaftlich skalierungsfähige Regelbetriebe autonomer Verkehrssysteme im öffentlichen Raum zu ermöglichen. EasyMile als Konsortialführer ist stolz auf den Erhalt des Vertrauens und der Förderung zur erfolgreichen Umsetzung dieses Projektes.“, sagt Dr.-Ing. Arwed Schmidt, Director Strategic Initiatives – Passenger Transportation EasyMile.
Landkreis Kelheim:
„Für einen nachhaltigen Mobilitätswandel und eine höhere Nutzung des ÖPNV in unserem Landkreis muss sich die Qualität des Verkehrsangebotes deutlich verbessern. Ein echter Level 4 Betrieb unserer Verkehre wird uns zukünftig in die Lage versetzen, ein attraktives Mobilitätsangebot bereitzustellen, welches kundenzentriert und langfristig finanzierbar ist.“, sagt Martin Neumeyer, Landrat im Landkreis Kelheim.
Bahnen der Stadt Monheim GmbH:
„Autonome Mobilität auf Level 4 ist ein wichtiger Meilenstein für Monheim am Rhein und die Umgebung, da wir solche Angebote in unserem gesamten Versorgungsgebiet ausbauen wollen. Sie ist der Grundstein für die Entwicklung neuer autonomer Routen sowie weiterer Mobilitätsangebote. Zusammen werden diese einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende in und um unsere Stadt herum leisten.“, so Frank Niggemeier-Oliva, Geschäftsführer der Bahnen der Stadt Monheim.
T-Systems:
“Eine skalierbare Plattform für die technische Aufsicht hochautomatisierter Fahrzeuge im öffentlichen Bereich sind neben einem modernen 5G-Netz der Schlüssel, um die Mobilitätswende mit fahrerlosen Shuttles gerade in ländlichen Bereichen zu ermöglichen und effizient voranzutreiben.”, sagt Christer Neimöck, Projektleiter und verantwortlich für die Geschäftsentwicklung automatisiertes Fahren bei T-Systems.